Glycerin zählt in der Kosmetik zu den Hydratisierern, d.h. zu den feuchtigkeitsbindenden Substanzen. Eine intakte Haut weist in den Tiefen bis zu 40 Prozent, in den oberen Bereichen noch ca. 20 Prozent Wasser auf. Bei älteren Menschen, bei klimatischen und hormonellen Veränderungen und durch zu häufiges Waschen mit Tensiden kann der Wassergehalt auf ca. 10 Prozent sinken.
Ein trockener, feuchtigkeitsarmer Hautzustand führt zu Spannungsgefühlen, Juckreiz und Irritationen. Stoffe, die das Wasser in der Hornschicht binden, können eine Hauttrockenheit wirksam verringern. Genau diesen Zweck erfüllt das in der Naturkosmetik verwendete pflanzliche Glycerin.
Neben der Feuchtigkeitswirkung bescheinigen Studien Glycerin eine Stabilisierung der Barrierefunktion der Haut und erhöhte Hautelastizität. Als körpereigene Substanz ist Glycerin sehr gut verträglich und wird auch als Lebensmittelzusatzstoff (E 422) verarbeitet. Es ist in allen natürlichen Fetten und Ölen vorhanden und entsteht bei der Verseifung, bei der Gewinnung von Biodiesel und biotechnisch durch Fermentation.
Das Glycerin die Haut austrocknen soll, ist ein typisches Gerücht in und aus Alternativkreisen ohne fundierte Grundlage*. Man darf Substanzen nicht ausschließlich isoliert betrachten, sondern im Gesamtgefüge. Die zähfließende, geruchlose, süßliche Flüssigkeit gibt es in unterschiedlichen Verdünnungen.
In meiner drogistischen Lehrzeit haben wir Glycerin gegen das Nadeln des Weihnachtsbaumes verkauft. An dem Beispiel ist zu erkennen, wie gut dieser Zuckeralkohol die Feuchtigkeit im geschlagenen Baum hält und das Nadeln verhindert. Die Pharmazie benötigt für ihre Zwecke reines 99,5-prozentiges Glycerin.
*Glycerin kann tatsächlich die Haut ab einer Konzentration von 30 Prozent austrocknen. Bei sehr niedriger Luftfeuchtigkeit binden Glycerine nicht die Feuchtigkeit aus der Luft, sondern entziehen sie dem Bindegewebe. So kann die Haut von innen austrocknen und Glycerin bewirkt das Gegenteil seiner eigentlichen Bestimmung. In kosmetischen Produkten liegt die maximale Konzentration allerdings nur bei 10 Prozent; meist deutlich weniger, sodass dieser Effekt ein theoretisches Modell ist.







